Das Froschei

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Dunkle Geheimnisse

Die Zuflucht der Unschuldigen

Vor vielen Jahren gehörte das Haus im Rabenweg der Lishadi-Priesterin Organa Zweiglanz. Sie lebte dort mit zwei weiteren Zwergenfrauen, die sich gemeinsam der Aufgabe verschrieben hatten, Gutes zu tun und die hiesige Zwergenheit vor Hunger und Pestilenz zu bewahren. Neben der Hausherrin Organa wohnten in dem Haus im Rabenweg die Ärztin Nimra Erztochter und die Hebamme Silvana Viermund.

Nimra versorgte im Obergeschoss (5) Verwundete und Erkrankte, gab Heilmittel aus, verband Wunden, schiente gebrochene Gliedmaßen und amputierte im Notfall. Silvana war selten im Rabenweg, sondern häufig unterwegs im Zwergenviertel, um bei Geburten zu helfen und schwangeren Zwergenfrauen ratend zur Seite zu stehen. Die Lishadi-Priesterin Organa kümmerte sich neben ihren zeremoniellen Pflichten im Zwergentempel um die seelsorgerische Betreuung von Verwirrten und Hilflosen. Sie sah solche Krankheit als eine Art Pestilenz des Geistes an und versuchte durch ruhige Gespräche Linderung zu schaffen.

Neben den drei Zwergenfrauen lebten immer eine Handvoll Jungzwerge im obersten Stockwerk des Hauses im Rabenweg (9, 10, 11). Dabei handelte es sich um Waisenkinder, die ihre Eltern durch einen Unfall, eine Naturkatastrophe oder andere Umstände verloren hatten. Zu den alltäglichen Aufgaben der drei Zwergenfrauen gehörten - neben den oben genannten - die Aufsicht über die Jungzwerge, das gemeinsame Saubermachen, Kochen und Essen im Speiseraum (1). Die Waisenkinder waren es, die dem Haus im Rabenweg in diesen Tagen seinen Namen gaben: Die Zuflucht der Unschuldigen.

Die Zuflucht der Unschuldigen stand unter der Obhut des zwergischen Tempels von Haelgarde, dem Tempel von Erz und Feuer. Organa Zweiglanz fand bei den Priestern des Tempels großen Zuspruch für die Tätigkeit der drei Frauen und konnte in Notfällen auf die Hilfe der Priester bauen. Bei handwerklichen Arbeiten standen sie zur Seite, ganz zu schweigen von der regelmäßigen finanziellen Unterstützung, die dem Waisenhaus zukam. Nicht selten waren Zwergenpriester am Abend zu Gast, um sich beim Essen nach dem Wohl der Frauen und der Waisenkinder zu erkundigen.


Die Nacht des Schreckens

Organa Zweiglanz hatte nicht nur ein sorgsames Auge auf die ihr untergebenen Zwergenfrauen und die Waisenkinder, sondern achtete ebenso auf die Priester des örtlichen Tempels. Ihr fiel auf, dass mit dem Torkin-Priester Melnian Rotauge eine Veränderung einher ging. Der eifrige Priester geriet leicht in Zorn und war oft verschlossen und unnahbar. Was Organa bemerkte, machte ihr Sorgen und Kopfzerbrechen und sie beschloss, mit Melnian über seine Veränderung zu sprechen. Ganz zu recht befürchtete sie, dass sich Melnian - ohne es selber zu bemerken - den Versuchern zuwandte, den dunklen Gegenbildern der Zwergengötter.

Am Ceaddag in der 1. Trideade des Schlangenmondes 2324 nL erschien der Torkin-Priester in der Zuflucht der Unschuldigen zum Abendessen. Es war bereits spät am Abend, die Waisenkinder waren bereits in ihren Betten, und nur die drei Zwergenfrauen waren noch wach. Zu viert setzte man sich an den großen Tisch im Speiseraum und begann das Mahl. Es herrschte eine gedrückte Stimmung. Die Nacht draußen vor der Tür schluckte alle Geräusche, nur ab und zu hörte man die harten Schritte der Zwergenmiliz. Man aß leise und wechselte vorsichtig Worte. Langsam kam Melnian der Gedanke, dass er nicht grundlos hierher eingeladen worden war.

Als Organa Zweiglanz schließlich auf das Thema zu sprechen kam, dass ihr Sorgen bereitete, verschärfte sich die Situation. Melnian Rotauge, in die Ecke getrieben und zornig, suchte nach einem Ausweg. In seiner Wut, getrieben durch den Versucher, ging er auf die drei Zwergenfrauen los. Alle drei gingen an diesem Abend ein in das Ewige Feuer.

Als Melnians Blutrausch abnahm, sah er sich um. Die drei Körper der toten Zwerginnen mussten verschwinden, und zwar schnell. Am Morgen mussten alle Spuren seiner Tat beseitigt sein, wenn er noch einmal mit heiler Haut davon kommen wollte. Niemand durfte seinen Wahnsinn bemerken. Melnian ging in die Küche, griff sich ein Beil und zog Organas Leichnam herein. Stück für Stück fing er an, ihren Körper im Kamin zu verbrennen.

Als Melnian gerade daran gehen wollte, den Körper von Nimra Erztochter zu verbrennen, klopfte es an der Eingangstür. Die Waisenkinder im Obergeschoss hatten mitbekommen, was im Speiseraum geschehen war. Sie waren durch ein Fenster nach draußen geklettert und hatten die Zwergenmiliz zu Hilfe gerufen. Hauptmann Balin Breitschild und seine Männer waren nun herbei geeilt und brachen die Eingangstür auf. Mit Schrecken sahen die Wachen das angerichtete Grauen. Blutrote Spuren führten zur Hintertür hinaus in die Dunkelheit. Der wahnsinnige Melnian Rotauge war geflohen.


Ein neues Kapitel

Nach der Nacht des Schreckens verließen die Waisenkinder das Haus im Rabenweg. Lange Zeit stand das Gebäude leer und verfiel. Man erzählte sich, der ruhelose Geist der Priesterin Organa Zweiglanz gehe dort um, und niemand wollte dort wohnen. Das grausame Ereignis und die Untat von Melnian Rotauge wurden hinter vorgehaltener Hand weitererzählt, bald kaum mehr als nur noch ein Schauermärchen. Man versuchte, das Geschehene zu vergessen. Erst mit dem Auftauchen von Dugil Gemmenglanz im Rabenweg begann ein neues Kapitel in der Geschichte des Gebäudes. Der Thaumaturg setzte das Haus wieder instand und eröffnete Das Froschei, ein Geschäft für Zaubermittel. Es schien, als hätte man die Schatten aus der Vergangenheit hinter sich gelassen.

Obwohl Dugil Gemmenglanz inzwischen seit zwanzig Jahren in dem ehemaligen Waisenhaus im Rabenweg lebt, weiß er bis heute nichts von den damaligen blutigen Ereignissen. Der Geist von Organa Zweiglanz ist ihm im Laufe der Jahre schon einige Male begegnet, wegen seines Schildamulettes gegen Geisterwesen ist sie ihm allerdings nie sonderlich nahe gekommen. Dugil gibt nicht viel auf den Spuk in seinem Haus und interessiert sich nicht für alte Geschichten, so dass er nie Nachforschungen in dieser Sache angestellt hat. Schließlich beherbergt so gut wie jede Ruine in Alba einen Geist, warum also nicht auch Das Froschei?